Unstrutwehr und Schleuse Wendelstein

Wendelstein

  • Unstrut-km: 44 li
  • Postleitzahl: 06646
  • Tel.-Vorwahl: 034672

Wendelstein liegt im Nordosten des Burgenlandkreises, wo die Unstrut in das Land Sachsen-Anhalt eintritt, an ihrem linken Ufer. Der Ort liegt auf dem Berg gleichen Namens, der mit ca. 30 m hohen Felshängen zur Unstrut abfällt.

Geschichtliches:

  • Wann die erste steinerne Burg gebaut wurde, ist nicht genau bekannt. Vermutet wird, dass die Sachsen nach der Teilung des Thüringer Königreiches auf dem Wendelstein eine Grenzfeste gegen die Franken errichtet hatten, da sie von hier die Grenzlinie, die auf der Unstrut verlief, gut einsehen konnten.
  • Nachgewiesen ist, daß sich im Jahre 1312 bereits eine Burg auf dem "Stein", dem 30 m hohen Steinfelsen, befand. Sie wird in diesem Jahre im Zusammenhang mit anderen Burgen, Klöstern und Dörfern genannt, als die Grafen von Rabenswalde ausstarben und ihre Besitzungen an die Grafen von Orlamünde vererbten. Der Name "Wendilsteyn" wird 1322 genannt.
  • Die Grafen Hermann und Friedrich von Weimar haben die Burg dann um- und ausgebaut. Gegen 1342 entbrannte zwischen ihnen und dem thüringischen Landgrafen Friedrich dem Ernsthaften der sogenannte thüringische Grafenkrieg, in dessen Folge sie hochverschuldet waren. Später mußten sie die Burg als Pfand für Ihre Schulden an den landgräflichen Hofrichter Christian von Witzleben abtreten. Die Herren von Witzleben bauten die Burg zu einer Festung aus, da sie im ständigen Streit mit den Nachbarn waren.
  • Während des Bauernkrieges war der Wendelstein die Zufluchtsstätte aller Adligen im Umkreis und erst die Schlacht bei Frankenhausen befreite sie von ihrer Furcht.
  • Um 1540 wurde das obere Geschoss und die Kapelle gebaut sowie die Befestigungsanlagen verstärkt.
  • Im Schmalkaldischen Krieg raubten kursächsische Truppen 1546 die Burg aus.
  • 1560 und 1590 erfolgten weitere Umbauten, aus der Burg wurde ein Wohnschloss. 1596 erfolgte der Bau des neuen Schlosses durch Friedrich Fuß.
  • Wegen verschwenderischer Wirtschaft mußte die Burg 1619 an Hans von Heßler verpfändet werden, der sie 1623 an den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen verkaufte.
  • Die Sage berichtet, der Graf habe den Besitz in einer einzigen Nacht beim Kartenspielen verspielt. Sein Diener, hinter dem Grafen stehend, soll dem Gegner die Karten verraten haben. So war in der Bevölkerung der Ausspruch entstanden: "Der verrät den Wendelstein um eine saure Gurke".
  • Im 17. Jh. war es Jagdschloss der Herzöge von Sachsen-Weißenfels-Querfurt. Der Kurfürst von Sachsen legte neue Befestigungswerke an, konnte aber die Belagerung und Zerstörung im 30-jährigen Krieg nicht verhindern. Am 23.10.1632 verwüsteten und plünderten die Pappenheimer das Schloss. Ab 1636 brannten die Schweden alle Dörfer ringsum ab und während einer 4-tägigen Belagerung im Dezember 1640 zerstörten sie auch die Burg. Auf den übriggebliebenen Grundmauern wurden danach nur einfache Fachwerkbauten errichtet.
  • Die sächsischen Herzöge legten ihr Hauptaugenmerk auf die von den Witzlebern begonnene Pferdezucht. Um 1750 gab es ein Gestüt mit 200 auserlesenen Pferden polnischer, türkischer und tartarischer Rassen. Es machte Wendelstein weithin bekannt. Es bestand bis 1813, als es Theodor Körner mit den Lützower Reitern gelang, alle Pferde zu entführen. Körner war mit dem Lützowschen Freikorps zu Streifzügen durch Thüringen unterwegs, als es seinen Kämpfern an Pferden fehlte. Da überfiel er am 26.5.1813 die Domäne ganz unerwartet, so daß die Wendelsteiner kein einziges Pferd in Sicherheit bringen konnten.
  • Burg und dazugehörige Güter wurden 1815 zur preußischen Domäne und waren seitdem dem Verfall preisgegeben. Die Preußen ließen das Gestüt nicht wieder besetzen.
  • 1981 begann man mit Erhaltungsmaßnahmen an der Burg und baute Wohnungen und Räume für kulturelle Zwecke in die Gebäude ein.
  • Wegen der Pferdezuchttradition werden auch heute wieder Pferde gezüchtet.

Sehenswürdigkeiten:

Burgruine Wendelstein innen
  • Die Schlossruine des ehemals prächtigen Renaissanceschlosses steht auf dem Burgfelsen inmitten flacher Landschaft und ist weithin sichtbar. Reste von Wällen, Gräben und Bastionen zeugen von der Wehrhaftigkeit der Anlage. Stümpfe von mächtigen Türmen, einige Portale, Wappen von ehemaligen Schlossherren sind auch noch zu erkennen. Das erhaltene Hauptportal vom Neuen Schloss ist ein hervorragendes Zeugnis der guten Kenntnis, praktischen Übertragung und Weiterentwicklung von Ideen antiker Baukunst. Schöpfer des Prachtportals war der Leipziger Ratssteinmetz und Baumeister Friedrich Fuß.
  • Den Bergfried an der Südflanke, der aus vorhandenem Fels herausgearbeitet ist, kann man über einen gepflasterten Weg ersteigen, der sich von außen wie eine Wendel emporwindet. Er gab womöglich den Namen "Wendel-Stein". Von seiner eingeebneten Plattform hat man einen herrlichen Ausblick über die Burganlage und die landschaftlich schöne Umgebung.
    Heinrich I. soll hier oben ausgerufen haben: "Wie wohl mir steht allhier mein Leben, wenn ich mich wend auf diesem Stein".
  • Die Wendelsteiner Schleuse ist eine Stemmtorkammerschleuse. Sie umgeht das feste, mit einem Freifluter versehene, Wehr. Im "Führer auf den Deutschen Schiffahrtsstraßen" von 1912 wurde ihre Fahrwassertiefe mit 1,49m bei mittlerem Niedrigwasser und 1,82m bei bei Mittelwasser, die Hubhöhe mit 1,12m bei mittlerem Wasserstand angegeben.

Wandern und Radwandern:

Burgruine Wendelstein
  • Der Hauptwanderweg Saalfeld-Bad Frankenhausen (Teilstrecke Naumburg-Roßleben ca. 50km, Markierung - blauer Querstrich), verläuft aus Richtung Roßleben (Thüringen) kommend, zwischen Wendelstein und Memleben auf der Dammkrone entlang. Memleben ist ca. 2 km entfernt und bietet die zur "Straße der Romanik" gehörende Klosterruine.
  • Der Unstrutradweg führt durch Wendelstein und wechselt hier die Uferseite. Weiter geht's in Richtung Memleben - Wangen - Nebra ... am linken Ufer entlang, bzw. in Richtung Roßleben - Bottendorf ... am rechten Ufer entlang.

Regelmäßige Veranstaltungen:

  • Vereinsfest der Unstrutschiffer auf dem Vereinsgelände in Wendelstein

Verkehrsanbindung:

  • Bundesstraßen:
    • B176 Sömmerda - Bad Bibra - Freyburg - Weißenfels (ab Saubach ca. 8km Landstraße)
    • B250 Eckartsberga - Bad Bibra - Nebra - Querfurt (ab Nebra ca. 10km Landstraße)
  • Bahnverbindungen:
    • nächster Bahnhof in Wangen (ca. 10km entfernt), Unstrutbahn - Verbindungen nach Artern, Nebra, Laucha, Freyburg, Naumburg
  • Busverbindungen:
    • PVG Burgenlandkreis - Verbindungen nach Roßleben, Nebra, Laucha, Freyburg, Naumburg

Informationen:

Nächster Ort flussabwärts: Memleben